Review: Kakegurui – Das Leben ist ein Spiel

⚠️ Spoilerhinweis: Diese Review geht auf beide Staffeln sowie die Verbindung zu den Kinofilmen ein. Wer die Serie noch nicht kennt, liest am besten nur den ersten Abschnitt.
Worum geht es in Kakegurui?
Die Hyakkaou Private Academy ist eine Eliteschule, an der alles durch Glücksspiel entschieden wird: soziale Stellung, Ansehen, Einfluss – sogar das eigene Schicksal. Wer verliert, verliert nicht nur Geld, sondern wird zum „Haustier“ degradiert und gedemütigt. In diese Welt tritt Yumeko Jabami (Hamabe Minami), eine neue Schülerin mit einer ungewöhnlichen Leidenschaft: Sie liebt das Glücksspiel nicht wegen Ruhm oder Macht, sondern weil sie den Nervenkitzel sucht. Ihre unberechenbare Art bringt das System der Schule ins Wanken. Zusammen mit Mary Saotome (Aoi Morikawa) und dem Mitschüler Ryota Suzui (Mahiro Takasugi) stürzt Yumeko sich in Spiele, bei denen es um weit mehr geht als um Chips und Karten.
Optik und Atmosphäre: zwischen Glaubwürdigkeit und Manga-Charme
Eines meiner größten Highlights der Serie sind die Kostüme. Sie orientieren sich an der Vorlage, wirken aber weniger „überstilisiert“ als im Anime und dadurch glaubhafter. Besonders bei den Schüler:innen des Rats fällt auf, wie liebevoll jedes Outfit gewählt wurde – sie unterstreichen Status und Persönlichkeit, ohne dabei ins Alberne abzudriften. Die Serie schafft es, Manga-Ästhetik zu behalten und trotzdem realistisch zu bleiben.
Auch das Setting der Schule trägt viel bei: Die luxuriösen Räume, die Spielsäle, selbst die Flure haben etwas Bedrohliches. Alles wirkt elitär und gleichzeitig klaustrophobisch – perfekt für ein Szenario, in dem jeder Schritt ein Spiel und jede Begegnung ein Risiko ist.
Schauspiel: Overacting, das funktioniert
Ich war sofort begeistert, wie konsequent die Serie Overacting als Stilmittel einsetzt. Diese eingefrorenen Momente, in denen Zeit stillsteht, die Mimik grotesk überdreht wird und selbst kleine Gesten zu etwas Theatralischem anschwellen, sind ein Markenzeichen des Doramas. Sie geben der Serie eine ganz eigene Note: Statt platt zu wirken, steigern sie den Unterhaltungswert und fangen die Übertreibung des Manga perfekt ein.
Besonders hervorheben möchte ich Aoi Morikawa als Mary. Ihre schauspielerische Leistung ist unglaublich nuanciert. Von einer arroganten Rivalin wandelt sie sich zu einer Figur, die vielschichtig und emotional nahbar wird. Gemeinsam mit Hamabe Minami als Yumeko entsteht eine Dynamik, die den Kern der Serie trägt: Hamabe verkörpert Yumeko als geheimnisvolle, faszinierende und gefährliche Spielerin, die in jeder Szene elektrisiert. Das Zusammenspiel der beiden ist für mich das Herz der Serie und einer der Gründe, warum die Live-Action so stark wirkt.
Nähe zur Vorlage – und wo sie neue Wege geht
Die Serie hält sich in Staffel 1 eng an den Manga und den Anime. Das ist eine kluge Entscheidung, weil Fans sofort vertraut sind, während Neueinsteiger die Geschichte ohne Vorwissen verstehen können. Spannend wird es in Staffel 2: Hier nimmt die Serie eine eigene Wendung, die nicht mehr direkt aus der Vorlage stammt. Statt nur nachzuerzählen, baut sie die Handlung so, dass sie in die beiden Kinofilme übergeht.
Für mich war das ein mutiger Schritt – und einer, der funktioniert hat. Statt nur eine Kopie der bekannten Story zu bleiben, schafft die Serie etwas Eigenständiges, das trotzdem stimmig wirkt. Besonders im Vergleich zum Anime wirkt die Live-Action stringenter. Der Anime hat viele Momente, die fast karikaturhaft überzogen sind, während die Live-Action das Übertreiben stilvoll inszeniert.
Vergleich mit dem Anime
Wenn ich ehrlich bin: Die Live-Action gefällt mir besser als der Anime. Während der Anime stellenweise zu sehr auf groteske Grimassen und Fanservice setzt, wirkt die Serie durch ihre Schauspieler:innen glaubwürdiger. Die Emotionen sind greifbarer, die Spiele intensiver, und die Figuren wirken realer, ohne ihre Manga-Wurzeln zu verlieren. Vor allem Mary profitiert in der Live-Action: Ihre Entwicklung ist nachvollziehbarer und ihre Persönlichkeit wirkt komplexer.
Fazit
Kakegurui ist für mich eine der besten Live-Action-Adaptionen überhaupt. Sie respektiert die Vorlage, transportiert deren überdrehte Energie und verleiht ihr gleichzeitig eine glaubhafte Tiefe. Die Kostüme, das Setting und vor allem das Schauspiel machen die Serie zu einem Erlebnis, das sowohl für Manga-Fans als auch für Neueinsteiger funktioniert. Mit dem Mut, in Staffel 2 eigene Wege zu gehen und die Kinofilme vorzubereiten, beweist die Serie zudem, dass Live-Action-Adaptionen mehr sein können als bloße Kopien.
Für mich ist Kakegurui ein Paradebeispiel dafür, wie man Manga und Anime ins Dorama-Format übersetzt – übertrieben, stilvoll, aber niemals lächerlich.
Cast
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Hamabe Minami als Yumeko Jabami – geheimnisvoll, magnetisch, absolut überzeugend.
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Aoi Morikawa als Mary Saotome – unglaublich nuanciert, ein schauspielerisches Highlight.
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Mahiro Takasugi als Ryota Suzui – sympathischer Gegenpol, gibt dem Zuschauer Halt.
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Taishi Nakagawa als Kaede Manyuda – arrogant und strategisch, stark gespielt.
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Natsume Mito, Ruka Matsuda, Yurika Nakamura – starke Besetzung im Schülerrat, jede Rolle mit eigenem Flair.
Bewertung in Herzen
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Plot / Idee: ♥♥♥♥♥♥♥♥♥♡ (9/10)
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Atmosphäre / Setting: ♥♥♥♥♥♥♥♥♥♡ (9/10)
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Kostüme / Optik: ♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥ (10/10)
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Figuren / Charaktere: ♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥ (10/10)
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Schauspiel / Overacting: ♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥ (10/10)
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Vorlage vs. Serie: ♥♥♥♥♥♥♥♥♥♡ (9/10)
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Finale / Wirkung: ♥♥♥♥♥♥♥♥♥♡ (9/10)
Gesamtwertung: ♥♥♥♥♥♥♥♥♥♡ (9,5/10)